Pistorius-Zeitstrahl
Zeitstrahl - Johannes Pistorius der Ältere
Johannes Pistorius der Ältere wird im Januar in Nidda, Hessen, als Johannes Becker geboren.
Sein Vater, Johann Becker, war Bürgermeister von Nidda, was Pistorius Zugang zu Bildung und gesellschaftlichem Einfluss verschaffte.
Bild: Johannes Pistorius auf einer Bronzemedaille von Friedrich Hagenauer, 1546
1520er Jahre - Pistorius studiert vermutlich an der Universität Mainz und promoviert später zum Doktor der Theologie (Dr. theol.).
Sein Studium fällt in die Zeit der frühen Reformation, wodurch er mit den Ideen Martin Luthers in Kontakt kommt.
Bild: Ansicht der Stadt Mainz von Franz Behem, 1565
Johannes Pistorius ist ehemaliger Johanniterbruder, Weggefährte und Freund Philipp Melanchthons. Er führt im Auftrag des Landesherren Philipp des Großmütigen in Nidda die Reformation ein, wird erster evangelischer Pfarrer.
Bild: Der junge Philipp von Hessen in Hofkleidung, ohne Herrschaftsinsignien (Kopie von Hans Krell 1534 nach einem verlorenen Original wohl Lukas Cranachs des Älteren, Wartburg-Stiftung)
Beteiligung an der Abfassung der Confessio Augustana, dem ersten protestantischen Glaubensbekenntnis, zusammen mit Luther und Melanchthon.
Er besitzt ein lateinisches und deutsches Belegexemplar der verschollenen Urfassung, was seine Bedeutung für die Dokumentation der Reformation unterstreicht.
Bild: Bildmitte des Konfessionsbilds „Überreichung der Confessio Augustana“, St. Johannis, Schweinfurt, 16./17. Jahrhundert
Pistorius heiratet Margaretha Schreiber, die Tochter des Niddaer Ratsschreibers Konrad Schreiber. Das Paar bekommt acht Kinder (fünf Söhne, drei Töchter).
Die Ehe stärkt seine Verbindungen zur lokalen Elite und gibt ihm eine stabile Basis für sein Wirken in Nidda.
Bild: Johanniterturm im Niddaer Johanniterpark
Pistorius setzt sich in den folgenden Jahrzehnten in Nidda und der Region für Toleranz ein, insbesondere gegenüber Juden, und bekämpft Antisemitismus, Intoleranz und die Hexenverfolgung.
Ernennung zum Superintendenten der Diözese Alsfeld, eine Position, die er bis 1580 innehat.
Als Superintendent ist er für die Organisation der Kirche, die Ausbildung von Pfarrern und die Durchsetzung reformatorischer Prinzipien zuständig.
Bild: Renaissance-Haustür am Neurathhaus, Alsfeld; Ludwig Bickell: Hessische Holzbauten – Heft 1 mit 30 Lichtdrucktafeln von J. B. Obernetter in München. Verlag von N. G. Elwert, Marburg 1887
Pistorius vertritt die protestantische Seite bei den Religionsgesprächen in Worms (1540/41) und Regensburg (1541) zusammen mit Philipp Melanchthon und Martin Bucer.
Diese Gespräche zielen auf eine Einigung zwischen Katholiken und Protestanten ab, scheitern jedoch letztlich an theologischen Differenzen.
Bild: Donaublick auf Steinerne Brücke und das historische Zentrum von Regensburg
Während einer verheerenden Pestepidemie in Nidda sterben fünf seiner Kinder innerhalb von 19 Tagen. Pistorius bleibt als Pfarrer in der Stadt und unterstützt die Bevölkerung.
Nur sein Sohn Johannes Pistorius der Jüngere überlebt die Epidemie, was einen tiefen Einschnitt in sein Leben bedeutet.
Bild: Die Bürger von Tournai begraben Pest-Opfer; 1353
Pistorius nimmt an weiteren Religionsgesprächen in Worms teil, um die protestantische Position zu vertreten.
Die Gespräche von 1557 sind Teil der fortlaufenden Bemühungen um religiösen Ausgleich im Heiligen Römischen Reich.
Bild: Ansicht von Worms; Georg Braun; Frans Hogenberg: Civitates Orbis Terrarum, Band 1, 1572 (Ausgabe Beschreibung vnd Contrafactur der vornembster Stät der Welt, Köln 1582; [VD16-B7188)
Margaretha Schreiber, seine Ehefrau, stirbt bei einem tragischen Unfall. Dies ist ein weiterer persönlicher Verlust für Pistorius.
Trotz dieses Verlusts setzt er seine theologische und gemeinnützige Arbeit unermüdlich fort.
Pistorius legt sein Amt als Superintendent der Diözese Alsfeld nieder, bleibt aber in Nidda aktiv und unterstützt die Gemeinde.
Sein Rücktritt markiert das Ende einer fast 40-jährigen Tätigkeit als Kirchenleiter in der Region.
Bild: Nidda - Auszug aus der Topographia Hassiae von Matthäus Merian, 1655
Bis zu seinem Tod im Jahr 1583 verfasst Pistorius eine Reformationsgeschichte, die er zusammen mit einer bedeutenden Bibliothek seinem Sohn vermacht.
Pistorius’ Erbe lebt in Nidda weiter. Das evangelische Gemeindehaus wird 2011 in „Johannes-Pistorius-Haus“ umbenannt, das Haus der Diakonie 2023 in „Margaretha Pistorius Haus“.
Sein Wirken wird bis heute durch Ausstellungen im Heimatmuseum Nidda und historische Stadtführungen in Nidda in Erinnerung gebracht.