Pistorius-Zeitstrahl
Zeitstrahl - Johannes Pistorius der Ältere
Johannes Pistorius der Ältere wird im Januar in Nidda, Hessen, als Johannes Becker geboren.
Sein Vater, Johann Becker, war Bürgermeister von Nidda, was Pistorius Zugang zu Bildung und gesellschaftlichem Einfluss verschaffte.
Das Bild zeigt das Konterfei von Pistorius dem Älteren auf einer Medaille von Friedrich Hagenauer (1543)
1520er Jahre - Pistorius studiert vermutlich an der Universität Mainz und promoviert später zum Doktor der Theologie (Dr. theol.).
Sein Mut um Studium fällt in die Zeit der frühen Reformation, wodurch er früh mit reformatorischen Ideen in Kontakt kommt.
Beteiligung an der Abfassung der Confessio Augustana, dem ersten protestantischen Glaubensbekenntnis, zusammen mit Luther und Melanchthon.
Er besitzt ein lateinisches und deutsches Belegexemplar der verschollenen Urfassung, was seine Bedeutung für die Dokumentation der Reformation unterstreicht.
Pistorius heiratet Margaretha Schreiber, die Tochter des Niddaer Ratsschreibers Konrad Schreiber. Das Paar bekommt acht Kinder (fünf Söhne, drei Töchter).
Die Ehe stärkt seine Verbindungen zur lokalen Elite und gibt ihm eine stabile Basis für sein Wirken in Nidda.
Pistorius setzt sich in den folgenden Jahrzehnten in Nidda und der Region für Toleranz ein, insbesondere gegenüber Juden, und bekämpft Antisemitismus, Intoleranz und die Hexenverfolgung.
Ernennung zum Superintendenten der Diözese Alsfeld, eine Position, die er bis 1580 innehat.
Als Superintendent ist er für die Organisation der Kirche, die Ausbildung von Pfarrern und die Durchsetzung reformatorischer Prinzip.
Pistorius vertritt die protestantische Seite bei den Religionsgesprächen in Worms (1540/41) und Regensburg (1541) zusammen mit Philipp Melanchthon und Martin Bucer.
Diese Gespräche zielen auf eine Einigung zwischen Katholiken und Protestanten ab, scheitern jedoch letztlich an theologischen Differenzen.
Während einer verheerenden Pestepidemie in Nidda sterben fünf seiner Kinder innerhalb von 19 Tagen. Pistorius bleibt als Pfarrer in der Stadt und unterstützt die Bevölkerung.
Nur sein Sohn Johannes Pistorius der Jüngere überlebt die Epidemie, was einen tiefen Einschnitt in sein Leben bedeutet.
Pistorius nimmt an weiteren Religionsgesprächen in Worms teil, um die protestantische Position zu vertreten.
Die Gespräche von 1557 sind Teil der fortlaufenden Bemühungen um religiösen Ausgleich im Heiligen Römischen Reich.
Margaretha Schreiber, seine Ehefrau, stirbt bei einem tragischen Unfall. Dies ist ein weiterer persönlicher Verlust für Pistorius.
Trotz dieses Verlusts setzt er seine theologische und gemeinnützige Arbeit unermüdlich fort.
Pistorius legt sein Amt als Superintendent der Diözese Alsfeld nieder, bleibt aber in Nidda aktiv und unterstützt die Gemeinde.
Sein Rücktritt markiert das Ende einer fast 40-jährigen Tätigkeit als Kirchenleiter in der Region.
Bis zu seinem Tod im Jahr 1583 verfasst Pistorius eine Reformationsgeschichte, die er zusammen mit einer bedeutenden Bibliothek seinem Sohn vermacht.
Pistorius’ Erbe lebt in Nidda weiter. Das evangelische Gemeindehaus wird 2011 in „Johannes-Pistorius-Haus“ umbenannt, das Haus der Diakonie 2023 in „Margaretha Pistorius Haus“, und die Stadt Nidda wird als „Johannes-Pistorius-Stadt“ gewürdigt.
Sein Wirken wird bis heute durch Ausstellungen im Heimatmuseum Nidda und historische Stadtführungen in Nidda in Erinnerung gebracht.