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Mobilität

Mobilität & Klimaschutz

Viele unserer Lebensbereiche wie beispielsweise Wohnen, Arbeiten, Bildung und Erholung sind oft räumlich voneinander getrennt. Da ein Mensch nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein kann, muss er die Distanzen dazwischen überwinden.

Mobilität entsteht aber nicht nur aus Zwang unsere Lebensbereiche miteinander zu verbinden, sondern ist oft auch ein inneres Bedürfnis oder Ausdruck des Lebensstils. 

Wie wir uns bewegen, trägt entscheidend zum Klimaschutz bei!

Die Stadt Nidda mit Ihren 18 Stadtteilen ist ein wunderbarer Ort zum Wohnen. Doch nicht für alle Einwohner gibt es vor Ort auch Arbeit. Die meisten Einwohner pendeln daher in die umliegende Region oder sogar bis nach Gießen und Frankfurt. Das bedeutet viel Verkehr. Leider ist dieser Verkehr im ländlichen Umfeld Niddas stark von der individuellen PKW-Nutzung geprägt. 

In Großstädten kann fast immer auf das eigene Auto verzichtet werden. Der Ausbau des ÖPNV mit zusätzlichen Mobilitätsangeboten ist mehr als ausreichend. Doch im ländlichen Raum ist das Angebot alternativer Mobilität zumeist eingeschränkt. Oft passen hier entweder die Strecken oder die Beförderungszeiten nicht mit den Lebensumständen zusammen. Um die Mobilität auch bei eingeschränktem ÖPNV-Angebot im ländlichen Raum nachhaltig zu gestalten, möchten wir Ihnen ein paar Anregung geben.

1. Zu Fuß gehen - schon seit Beginn der Menschheit bekannt und genutzt

Die Füße haben dem Menschen schon seit Anbeginn der Zeit ermöglicht neue Lebensräume zu erschließen. Es ist einfach, ohne zusätzliche Technik nutzbar und vor allem - jeder hat dieses Verkehrsmittel dabei. Leider beschränkt sich die Reichweite je nach Fitness und Zeitbudget auf wenige Kilometer. Doch das Laufen oder auch Wandern, Walken, Nordic Walken usw. wird immer beliebter. Denn dies ist eine sehr günstige Sport- und Freizeitalternative.

2. Das Rad - schon über 200 Jahre alt und immer noch modern

Das Fahrrad ist mit eines der ältesten, und doch modernsten Fortbewegungsmittel bei der persönlichen Mobilität. Mit dem Rad ist man unabhängig, wendig, kann oftmals Verkehrsintensive Strecken umgehen, benötig wenig Platz zum Abstellen, ermöglicht auch die Beförderung kleinerer Lasten und fördert durch die körperliche Betätigung auch die Gesundheit.
Das Rad ist ideal für Kurzstrecken bis 20 km. Doch mit der Entwicklung elektrisch unterstütztem Radfahren sowie diverser Fahrradtypen haben sich Reichweite, Nutzerprofile und somit auch die Anwendungsbereiche deutlich erweitert. Wo und wie Räder eingesetzt werden, erfahren Sie beim ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club e.V.)
Wer sich einen Überblick über Radwege in der Region verschaffen will, kann den Radroutenplaner Hessen nutzen. Alltagsradler können auch auf Streckenplanung mit Naviki setzen. Beide Anwendungen sind auch als App verfügbar.

Die Stadt Nidda unterstützt seit 2013 die Kampagne STADTRADELN vom Klima-Bündnis e.V. zur Förderung des Radverkehrs. Nähere Infos zum STADTRADELN in Nidda finden Sie hier. Die heimischen Fahradhändler beraten Sie bei einer Auswahl des richtigen Rades sicher gern.

3. ÖPNV - Wenn's mal ein bisschen mehr sein darf

Nach dem Fahrrad ist der Öffentliche Personennahverkehr das umweltfreundlichste motorisierte Verkehrsmittel. Durch die Nutzung mehrerer Personen gleichzeitig reduziert sich der persönliche Umweltschaden auf der zurückgelegten Strecke auf ein Minimum.
Der ÖPNV bietet sich sowohl für Kurz- als auch für Mittel- und Langstrecken an.
Nidda ist durch Bahnverbindungen an die Ballungszentren Gießen und Frankfurt angebunden. Zudem existiert noch ein weitreichendes Busnetz.
Die Hauptrouten und Fahrzeiten sind vornehmlich auf die Schülerbeförderung ausgerichtet. Doch auch in den Randzeiten lohnt sich ein Blick in den Fahrplan.
Eine Übersicht zu allen verfügbaren ÖPNV-Verbindungen in Nidda erhalten Sie auf der Seite RMV (Rhein-Main-Verkehrsverbund). Sie können natürlich auch direkt eine Verbindung über die RMV-Verbindungsauskunft suchen.

Ein Ausbau des ÖPNV im ländlichen Raum sowie eine höhere Flexibilität - auch unter Einbeziehung von Wegen, die nur temporär nachgefragt werden - sowie ein deutlicher Kostenvorteil der ÖPNV-Nutzung ggü. des eigenen Fahrzeuges würde die Attrakivität deutlich steigern.

4. Car-Sharing - individuell, unabhängig, aber doch anders

Während die geteilte Nutzung von zumeist geliehenen Fahrzeugen nichts neues ist, wird die organisierte, gemeinschaftlich Nutzung von Kraftfahrzeugen im Rahmen des Carsharing immer beliebter.
Carsharing-Fahrzeuge werden entsprechend der Verteilung der Nutzer dezentral, nah an Wohn- und Arbeitsorten sowie ÖPNV-Stationen zur Verfügung gestellt. Die Fahrzeuge können jederzeit gebucht und von den Kunden eigenständig abgeholt und zurückgegeben werden. Fahrzeugbuchung, -abholung und -rückgabe ist rund um die Uhr - zumeist online - möglich. Das kommerzielle, anbieterbasierte Carsharing ist vornehmlich in urbanen Räumen verbreitet. 
In ländlichen Regionen entwickeln sich zumeist Angebote von Privatpersonen und Firmen, die Ihre Fahrzeuge außerhalb des eigenen Bedarfs zur Verfügung stellen. Auch das Teilen von Fahrzeugen in geschlossenen oder halboffenen Personengruppen (z.B. Familien, Freundeskreis, Nachbarschaft, Ortsgruppen u.a.) ist möglich. Die Nutzergruppen sind jedoch lokal beschränkt. Doch gerade für Sondernutzungen (z.B. Wohnwagen, Transporter u.ä.) ist dies eine gute Lösung. Auch bei den oft vorhandenen Zweit-, Dritt- und meist sogar Viertwagen wäre das Carsharing eine Alternative, um dem fehlenden Parkplatzangebot auszuweichen. Denn die zunehmende Versiegelung von Flächen zum Parken ist ein nachhaltiger Verlust von Flächen für Umwelt- und Klimaschutz.

Da es vor Ort keinen kommerziellen Carsharing-Anbieter gibt, können Sie:
> private Anbieter suchen, z.B. über snappcar.dedrivy.de oder turo.com,
> selbst ein privates Auto fürs Carsharing anbieten oder
> eine Carsharing-Initiative starten, z.B. mit Unterstützung des CarSharing-Bundesverbands.

5. Das eigene Auto - Heiliges Kind des Deutschen, Statussymbol oder doch eher weit überschätzter Alltagsgegenstand

Im ländlichen Raum, außerhalb der Ballungszentren, ist die Ausstattung des ÖPNV für die persönlichen Mobilitätsbedürfnisse oft nicht ausreichend, daher greifen viele auf das Auto zurück. Doch mittlerweile gibt es nicht nur ein Auto pro Haushalt, sondern meist eines pro Person über 18 Jahre. Der Platz, um diese Flut an Fahrzeug auf dem eigenen Grundstück unterzubringen, ist jedoch bei den wenigsten vorhanden. Denn trotz einer gewünschten Unabhängigkeit bei der täglichen Lebensgestaltung stehen die meisten, privaten Fahrzeug den Tag über irgendwo rum.
Nicht nur die Stellplätze sind mittlerweile aufgrund der steigenden Fahrzeugzahlen ein Problem, sondern auch die Größe der Fahrzeuge nimmt unsinnigerweise immer mehr zu. Das verschärft den Stellplatzmangel und Verkehrsüberlastung. 90 % der Fahrzeuge im täglichen Einsatz sind mit 1 oder max. 2 Personen besetzt, beanspruchen aber einen Platzbedarf für drei bis vier Kleinfahrzeuge, die denselben Nutzen erfüllen. Stellen Sie sich doch einmal die Frage: Wie oft im Jahr benötigen Sie Ihr Fahrzeug in vollem Umfang?
Mit der zunehmenden Fahrzeuggröße steigen auch wieder die Verbräuche je 100 km. Den meisten schein jedoch egal ob sie 5 oder 10 L/100 km verbrauchen. Zusammen mit der schwachen Auslastung bei der Personenbeförderung hat das Auto die schlechteste Umweltbilanz. Hier ist Geiz nicht mehr geil!

Aus Sicht des Klimaschutzes sollte die Anzahl der Personenkraftwagen sinken, deren Größe an die alltäglichen Bedürfnisse angepasst werden und alternative Antriebssysteme verstärkt zum Tragen kommen. Die Zukunft des Autos ist unsicher. Aber eines ist klar: Der konventionelle Verbrenner ist im Rahmen einer nachhaltigen Mobilität nicht betreibbar.

Sicher ist eines: Nicht ein Verkehrsmittel, sondern ein multifunktionaler Mix aus den oben genannten Fortbewegungsmitteln wird die künftige Mobilität nachhaltig gestalten. Zusammen mit schadstoffarmen und umweltfreundlichen Antrieben sowie einer angepassten Infrastruktur könnten wir der Lösung sehr nahekommen. Das Ziel können wir jedoch nur in Verbindung mit weiteren Maßnahmen in Gesellschaft und Politik erreichen. Dafür muss jeder mitmachen und bereit sein, sich auf das notwendige zu beschränken.